Landhaus Graz
Das Landhaus entstand durch den Beschluss, die Landtage der steirischen Landstände in einem eigenen Landhaus einzurichten. Das Landhaus wurde von Domenico dell‘ Aglio errichtet. Der Landhaushof verfügt mit Arkadengängen über 3 Etagen und der Brunnenlaube über eine wunderbare Kulisse für Feste, Konzerte und Filmvorführungen, das Landhaus ist nicht nur Grazern als Location bekannt.
Wo finde ich das Landhaus Graz?
Das Landhaus und der Landhaushof Graz
Als Landhaus wurde ab dem Hochmittelalter der Regierungssitz der adeligen Landstände in einer Stadt bezeichnet. Es ersetzte die frühmittelalterliche Burg einer Siedlung als Versammlungs- und Verwaltungssitz.
Das heute sichtbare, repräsentative Gebäude wurde aber erst durch den damals in Österreich sehr beliebten Baumeister und Architekten, dem Mailänder Domenico dell’Allio, neu gestaltet und erweitert – es zählt dadurch heute zu den schönsten Renaissancebauten der Steiermark.
Domenico dell’Allio war es auch, der den Schlossberg und die Stadtmauern von Graz zu einer wehrhaften Bastion ausgebaut und das Renaissance-Tor der Grazer Burg angefertigt hat. Da man sich in ganz Österreich gegen die drohende Gefahr aus dem Osmanischen Reich schützen wollte, erhielt er außerdem den Auftrag für den Ausbau der Festungsmauern in Klagenfurt, Wien, Fürstenfeld, Maribor, Radkersburg und Ptuj.
Das Landhaus in Graz wurde ständig erweitert und durch verschiedene Architekten verändert, weshalb dort heute mehrere Stilrichtungen vertreten sind und das Gebäude einen unregelmäßigen Grundriss aufweist. Während in der barocken Landstube die 48 Abgeordneten der steirischen Landesregierung tagen, wird der malerische Arkadenhof regelmäßig für Veranstaltungen genutzt.
Eine politische Geschichte
Bereits ab 1494 ist ein Bürgerhaus in der einstigen Bürgergasse, die später in Herrengasse umbenannt wurde, belegt, das von den steirischen Landständen als Treffpunkt genutzt wurde. Die Landstände als politische Vertreter gegenüber dem Landesherren waren zu dieser Zeit hauptsächlich adelige Familien, später auch Bürger.
In Österreich standen sich häufig die protestantischen und katholischen Landstände gegenüber. Da der Bau bald zu wenig Platz bot, wurde der erste Renaissancebau in Graz in der Schmiedgasse zu diesem Zweck erbaut. Auch dieser war nicht ausreichend und so kam es zum Bau des heutigen Landhauses in der Herrengasse.
Direkt im Nebengebäude wurde 1642 das Grazer Zeughaus errichtet, das heute mehr als 30.000 Waffen, Rüstungen und militärische Ausrüstung beherbergt und 1890 fügte man den Landhauskeller als gastronomische Einrichtung hinzu.
So entstand über die Jahrhunderte ein einheitlich erscheinender Bau mit drei Innenhöfen. Der älteste Gebäudekomplex ist drei Stockwerke hoch, liegt an der Schmiedgasse 5 und besitzt eine Halle mit einem eindrucksvollen Gewölbe. Als nächstes entstand der sogenannte Rittersaaltrakt mit dem ältesten Renaissance-Tor in Graz, der im 17. Jahrhundert mit einem vierten Geschoss versehen wurde.
Der namensgebender Rittersaal war einst mit Wappenmalereien ausgeschmückt – heute sind nur mehr die Sandsteinwappen einiger Städte, in denen Domenico dell’Allio gewirkt hat, am Rundbogen-Steinportal der Nordfront erhalten. Die Fassade des Traktes wurde 1890 im Stil der Neorenaissance neu gestaltet. Wie bereits oben erwähnt, entstand dann noch ab 1557 der Haupttrakt des Landhauses unter der Federführung von Domenico dell’Allio an der Ecke Herrengasse/Landhausgasse.
Was es alles an Besonderheiten zu entdecken gibt
Auch damals ging es sicher bei vielen politischen Diskussionen heiß her, wie die sogenannte „Rumortafel“ aus Kupferblech beweist, die neben dem Haupteingang hängt und gegen „Rumoren und sich Schlagen“ schwere Strafen androht.
Immer wieder entdeckt man im Landhaus Graz den steirischen Panther – sei es in Fries-Verzierungen, als Schlussstein oder in Form einer Windfahne.
Zahlreiche Elemente des Gebäudes sind noch aus der jeweiligen Bauzeit erhalten, darunter zum Beispiel die Glocke des Dachreiters aus 1586, die alle Befehle zum Einschmelzen für Kriegskanonen überstanden hat, im Gegensatz zu vielen anderen Glocken der Stadt. Auch einige Torflügel, schmiedeeisernen Beschläge und der schöne Landhausbrunnen, der mit 1590 datiert ist und als eines der bedeutendsten Bronzegusswerke des Manierismus außerhalb Italiens zählt, sind nach wie vor erhalten.
Als um 1630 das radikale Programm der Gegenreformation in der Steiermark abgeschlossen war, wurde in der Nordwestecke des Arkadenhofes die Landhauskapelle errichtet und der Mariä Himmelfahrt geweiht. Vor allem der barocke Landstubentrakt, wo heute die politischen Abgeordneten tagen, ist reich ausgestattet und dekoriert. Der Saalraum hat eine Spiegeldecke und ist mit kriegerischen Darstellungen gegen die Franzosen und Türken sowie mit Waffentrophäen und Wappen geschmückt.
In den Ecken stehen vergoldete Kachelöfen und es gibt noch weitere allegorische Gemälde. Wer das Landhaus in Graz im Winter besucht, hat die Gelegenheit, die jährlich im Arkadenhof aufgestellte Eiskrippe, die nach einer Idee des 2017 in Villach verstorbenen Eis- und Sandkünstlers Gert J. Hödl erstmals 1996 entstanden ist. Und sogar auf eine Briefmarke im Wert von sechs Schilling hat es das Landhaus Graz bereits gebracht, als die Österreichische Post 1960 die Briefmarkenserie Österreichische Baudenkmäler herausgegeben hat.