Mariahilferkirche Graz
Die Mariahilferkirche entstand nach den Plänen des bekannten Architekten und Baumeisters Giovanni Pietro de Pomis, ein gebürtiger Mailänder und einst auch Schüler des venezianischen Malers Jacopo Tintoretto. Als Hofbaumeister des kaiserlichen Hauses hat de Pomis unter anderem das Mausoleum für Kaiser Ferdinand II. in der Grazer Altstadt konstruiert. Kaiser Ferdinand war es auch, der gemeinsam mit den Fürsten von Eggenberg den Minoriten den Baugrund für Konvent und Kirche zur Verfügung stellte.
Ursprünglich verfügte das barocke Gotteshaus nach venezianischem Vorbild über keine Türme. Diese wurden erst Mitte des 18. Jahrhunderts bei Umbauarbeiten vom österreichischen Barockbaumeister Josef Hueber hinzugefügt. Neben der Stadtpfarrkirche zum Heiligen Blut wurde im Jahr 1783 zusätzlich die Mariahilferkirche zur Pfarrkirche der Stadt Graz erhoben.
Wo finde ich die Mariahilferkirche Graz?
In traditioneller Schlichtheit eines Bettelordens
Obwohl es sich um ein barockes Gotteshaus handelt, ist die Ausstattung der Mariahilferkirche relativ schlicht. Lediglich die Fassadengestaltung zeigt die barocke Lust am Filigranen und Kunstvollen. Interessant sind die überlebensgroßen Skulpturen, die in manieristischer Haltung das Geschehen des Eingangsportals bestimmen.
Hier stürzt Erzengel Michael vor den Augen der eintretenden Gläubigen und unter dem Jubel der Posaunenengel den Teufel in die Tiefe. Rechts und links vom Portal bewachen der Ordensgründer Franz von Assisi und der Heilige Antonius von Padua den Kircheneingang. Auch die Heilige Muttergottes Maria findet ihren Platz im Giebel direkt über dem Tor. Der Innenraum des Langhauses wurde mehrmals verändert. Stuckdekorationen und Fresken wurden entfernt beziehungsweise übermalen.
Das Prespyterium wurde um seine eindrucksvolle Kuppel gebracht. Zum Glück hat der reiche Stuckdekor in der Sakristei und in der sogenannten Bonaventurakapelle überlebt, die dem gleichnamigen Franziskaner und Gelehrten geweiht ist. Dort ist auch ein prachtvoller barocker Altar aus Marmor untergebracht, der reich mit Stuck verziert ist. Wird die Kapelle heute hauptsächlich als Taufkapelle genutzt, war sie eigentlich ursprünglich als Gruftkapelle gedacht.
Aus der Bauzeit der Mariahilferkirche stammt das kunstvolle Altarbild mit der Jungfrau Maria, das ebenfalls vom Universalgenie Giovanni Pietro de Pomis geschaffen wurde und als eines seiner wichtigsten Werke gilt.
Die Heimat der Minderbrüder
Auch das Klostergebäude, das bis heute von den Ordensbrüdern der Minoriten bewohnt wird, beherbergt einige interessante Sehenswürdigkeiten. Südlich der Mariahilferkirche erreicht man über einen Kreuzgang die Schatzkammerkapelle des Klosters, wo Votivgaben der Pilger gesammelt wurden.
Die Wände zeigen Szenen der Wundertaten Jesu, die der Freskenmaler Joseph Adam Ritter von Mölk in einheitlicher Farbe gestaltet hat. Über einen Innenhof gelangt man in den barocken Minoritensaal, der nichts von der sonstigen Schlichtheit des Bettelordens hat. Seit vielen Jahren führen die Ordensbrüder ein eigenes Kulturzentrum, das in diesem einzigartigen, prachtvollen Saal, der ehemals als Sommerrefektorium diente, regelmäßig kulturelle Veranstaltungen aus verschiedenen Bereichen organisiert, darunter Konzerte, Lesungen und Ausstellungen.
Die Minoriten öffnen sich auch für andere Glaubensgruppen und so finden vor allem in der Schatzkammerkapelle die Gottesdienste der griechisch-katholischen sowie der russisch-orthodoxen Gemeinde statt.